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Aktuelle Version vom 29. November 2024, 04:50 Uhr
Eine Kapitalmarkttheorie ist ein Modell zur Erklärung des Kapitalmarktes.[1]
Kapitalmarkttheorien stellen Partialmodelle dar, da sie die anderen Märkte außer acht lassen (z.B. Auswirkung der Änderung am Gütermarkt für den Kapitalmarkt).
Arten:
- Allgemeine Modelle zur Erklärung des Kapitalmarktes
- Modelle zur Bestimmung des risikoadäquaten Zinssatzes
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Die Ermittlung des Risikozuschlages ist beim objektivierten Unternehmenswert ausschließlich auf Basis kapitalmarkttheoretischer Modelle zulässig.[2]
Allgemeine Kapitalmarkttheorien
Wichtige allgemeine Kapitalmarkttheorien sind:
Vollkommener Kapitalmarkt
siehe auch-> Vollkommener Markt
Der vollkommene Kapitalmarkt ist ein Modell bei dem das Bewertungssubjekt auf einem vollkommenen Markt agiert. Dadurch wird von den Unvollkommenheiten eines realen Entschiedungsfeldes abstrahiert.[3]
Die Modellvorstellung wurzelt in der volkswirtschaftlichen Theorie.[4]
Prämissen:[5]
- Alle Marktteilnehmer treffen ihre individuellen Entscheidungen aufgrund der gleichen, allgemein bekannten Erwartungen über die Zukunft (Erwartungswert, Varianz, Kovarianz).
- Zwischen Anbietern und Nachfragern bestehen keine Präferenzen in persönlicher, zeitlicher, sachlicher oder räumlicher Sicht.
- Vollkommene Markttransparenz: sämtliche Informationen stehen allen Marktteilnehmern gleichzeitig, sofort und kostenlos zur Verfügung.
- Es gibt deshalb keine Transaktionskosten und auch keine Informationskosten.
- Homogenität der Güter.
- Die Güter sind beliebig teilbar.
- Kredite, Kapital, Geld oder Refinanzierung stehen in unbegrenzter Höhe zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung.
- Zwischen Eigen- und Fremdkapital wird nicht unterschieden, wodurch es folglich nur einen einheitlichen und gleich bleibenden Marktzins gibt und die Marktteilnehmer als sich als Mengenanpasser verhalten.
- Sofortige Anpassung aller Marktteilnehmer auf Änderungen der Marktdaten. Die Marktteilnehmer können schnell auf Änderungen von Marktvolumen und Marktpreis reagieren, da es keine Zeitverzögerungen (englisch time lags) gibt.
- Gewinnmaximierung bei Unternehmen, Nutzenmaximierung bei Privathaushalten.
- Zwischen den Anbietern herrscht vollständige Konkurrenz.
- Der vollkommene Kapitalmarkt ist ein räumlicher und zeitlicher Punktmarkt.
Aus diesen Bedingungen folgt, dass ein gleichgewichtiger vollkommener Kapitalmarkt keine Möglichkeit der Arbitrage bietet, er ist arbitragefrei.[6]
Nicht alle Autoren schließen sich der Gesamtheit dieser Prämissen an, sondern bevorzugen lediglich einige hiervon; die Aufzählung erfolgt der Vollständigkeit halber. Von einem unvollkommenen Kapitalmarkt (auch imperfekter Kapitalmarkt genannt) spricht man folglich, wenn mindestens eine der vorangegangenen Annahmen nicht erfüllt ist.[7]
Literatur
- Aschauer (2009), S. 71;
Weblinks
- Vollkommener Kapitalmark bei Wikipedia, abgefragt 29.10.2024;
Unvollkommener Kapitalmarkt
siehe auch-> Unvollkommener Markt
In der Realität ist das Modell des vollkommenen Kapitalmarkt nicht zu finden.
Unvollkommenheiten auf realen Märkten resultieren u. a. aus:[8]
- Informationsasymmetrien,
- inhomogenen Erwartungen der Wirtschaftssubjekte,
- ungleicher Marktmacht und Transaktionskosten
- kein einheitlicher Marktzinssatz, sondern Soll- und Habenzins weichen voneinander ab.
- es herrscht Kapitalknappheit, die Geldanlagemöglichkeiten sind beschränkt.
Literatur
- Aschauer (2009), S. 71 f;
Weblinks
- Kapitalmarkttheorie bei Wikipedia, abgefragt 29.10.2024;
- Kapitalmarktunvollkommenheit bei Wikipedia, abgefragt 29.10.2024;
Modelle zur Bestimmung des Zinssatzes
Die kapitalmarkttheoretischen Modelle, inbesondere das CAPM, unterstellen, dass Investoren nur das systematische Risiko (Marktrisiko) vergütet wird, da das unsystematische (wertpapierspezifische) Risiko durch Portefeuillebildung vermieden werden kann. Die Marktwertermittlung fußt somit auf der Vorstellung vollständig diversifizierter Investoren. [9]
Marktmodelle:
- Capital Asset Pricing Model (CAPM)
- Arbitrage Pricing Theory (APT)
- Zukunftsorientierten Schätzung von Eigenkapitalkosten (Implied Cost of Capital)
- Drei-Faktormodell
- Vier-Faktormodell
- Ratingbasierte Kapitalkostenmodelle
Als Alternative Kapitalkostenmodelle werden die Modelle außer dem CAPM bezeichnet.
Der risikoäquivalente Zinssatz der Risikozuschlagsmethode basiert auf dem Basiszinssatz (sicherer Zinssatz) und dem Risikozuschlag. Dieser ist beim objektivierten Unternehmenswert auf Basis kapitalmarkttheoretischer Modelle ermittelt.[10] Dabei geht das Fachgutachten vom Capital Asset Pricing Model als Standard aus. M.E. ergibt sich daraus, dass ein Abweichen zu begründen ist.
Meines Erachtens sind die Prinzipien zum betriebswirtschaftlich anerkannte Bewertungsverfahren auch für die Kapitalmarktmodelle zu beachten:
- Der Gutachter hat sich bei der Wahl und Ausgestaltung der Zinssatzermittlung betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren. Die gewählte Kapitalmarkttheorie muss demnach (wenn auch nur von einer Minderheit) anerkannt sein.[11]
- Sofern ein Fachgutachten bei Verlautbarung dem Stand der Wissenschaften entsprach und regelmäßig aktualisiert wird, kann davon ausgegangen werden, dass ein Gutachten dem Stand der Wissenschaft entspricht, wenn es sich an einem gültigen Fachgutachten orientiert.[12]
Weblinks
- Capital Asset Pricing Modell bei Wikipedia, abgefragt 29.10.2024;
- Arbitragepreistheorie bei Wikipedia, abgefragt 29.10.2024;
Weblinks
- Kapitalmarkttheorie bei Wikipedia, abgefragt 29.10.2024;
- Kapitalmarkttheorie bei Gablers Wirtschaftslexikon, abgefragt 29.10.2024;
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Mandl / Rabel (1997), S. 288.
- ↑ Vgl. KFS/BW 1 Rz. 101.
- ↑ Aschauer (2009), S. 71.
- ↑ Aschauer (2009), S. 71.
- ↑ Vgl. Wikipedia, Stichwort: Vollkommener Kapitalmarkt, abgefragt 29.10.2024.
- ↑ Wikipedia, Stichwort: Vollkommener Kapitalmarkt, abgefragt 29.10.2024.
- ↑ Wikipedia, Stichwort: Vollkommener Kapitalmarkt, abgefragt 29.10.2024.
- ↑ Aschauer (2009), S. 71.
- ↑ Vgl. Mandl / Rabel (1997), S. 19.
- ↑ KFS/BW 1 Rz. 101.
- ↑ Vgl. Piltz (1994), S. 127.
- ↑ vgl. Hager (2013), S. 360.