Kapital
Das Kapital stellt die auf der Passiv- (Habenseite) der Bilanz ausgewiesenen Ansprüche an das Vermögen (einschließlich Abgrenzungsposten) des Unternehmens dar. [1] Mit der Aufbringung des Kapitals befasst sich die Finanzierung. Das Kapital findet sich auf der Habenseite der Bilanz.
Arten:
- Eigenkapital
- Fremdkapital
- Gesamtkapital (Summe von Eigen- und Fremdkapital)
Inhaltsverzeichnis
Eigenkapital
siehe auch-> Bilanz
Eigenkapital ist das von Eigentümern zur Verfügung gestellte Kapital, einschließlich des Gewinnes, der noch nicht entnommen wurde. [2] Eigenkapital ist der Ausdruck der Eigenfinanzierung, d.h. jenes Vermögens das vom Eigentümer zur Verfügung gestellt wurde (|Beteiligungsfinanzierung), sowie der nicht ausgeschütteten Gewinne (Selbstfinanzierung).[3]
Sonderfinanzierungsformen
Bestimmet Finanzierungsformen sind zwischen Eigen- und Fremdkapital anzusiedeln:
- Genussrechtskapital[4]
- stille Beteiligungen
- nachrangige Gesellschafterkredite (= nachrangiges Fremdkapital)
- zusammengesetzte Finanzinstrumente (zB Wandel- und Gewinnschuldverschreibung, Hybridanleihe)
Sie dürfen auch nach Eigen- und vor dem Fremdkapital gesondert ausgewiesen werden. Die Einordnung in der Unternehmens- bzw. Steuerbilanz muss nicht der Unternehmensbewertung entsprechen. Diese richtet sich nach Bewertungszweck und -objekt.
Abgrenzung zum Fremdkapital
Für die Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital sollte in erster Linie auf betriebswirtschaftliche oder unternehmensrechtliche Kriterien geachtet werden. Nur subsidiär auf steuerrechtliche.
Unternehmensrechtlich liegt bilanzielles Eigenkapital vor, soweit
- daraus ein Verlustdeckungspotential entsteht und
- Nachrangigkeit vorliegt.[5]
Eine dauerhafte Widmung ist hingegen nicht erforderlich. [6]
Buchwert des Eigenkapitals
Von der pagatorischen Größe Buchwert des Eigenkapitals ist der Marktwert des Eigenkapitals zu unterscheiden.
Formeln der Unternehmensbewertung beziehen sich idR auf den Marktwert des Eigenkapitals, dabei kann es zu Zirkelbezügen kommen, oder es müssen formelmäßige Adaptierungen vorgenommen werden.[7]
Fremdkapital
siehe auch-> Bilanz (Rückstellung, Verbindlichkeit)
Fremdkapital liegt vor, wenn die Kapitalüberlassung nach allgemeinen schuldrechtlichen Regeln durch den Gläubiger kündbar und befristet ist und einen (erfolgsunabhängigen) Vergütungsanspruch des Kapitalgebers (Kreditzinsen) begründet. Diese Voraussetzungen treffen auch auf Gesellschafter zu, die ihrem Unternehmen nicht Eigenkapital zur Verfügung stellen, sondern Fremdkapital in Form von Gesellschafterdarlehen. Bis auf die Bildung von Rückstellungen (Innenfinanzierung) stammt Fremdkapital ausschließlich aus der Außenfinanzierung. [8]
Zur Abgrenzung siehe Eigenkapital.
Buchwert des Fremdkapitals
Das Fremdkapital der Bilanz umfasst folgende Positionen:
Verzinsliches Fremdkapital
Die Verzinslichkeit des Fremdkapitals ist zwar nicht für den Buchwert, wohl aber für den Marktwert des Fremdkapitals relevant. (vgl. Marktwert des Fremdkapitals)
Marktwert des Fremdkapitals
Hauptartikel-> Marktwert des Fremdkapitals
Gesamtkapital
Das Gesamtkapital setzt sich auch Eigen- und Fremdkapital zusammen. Daneben gibt es keine dritte Kategorie.
Bedeutung
- Buchwerte für Bilanzanalyse
- Kapitalstruktur
- Marktwerte für WACC
- Kapitalstrukturrisiko
Finanzierung
Finanzierung (engl. financing) ist in der Finanzwirtschaft die Versorgung eines Wirtschaftssubjekts mit Kapital, damit es seine Ziele verfolgen kann.[9]
siehe auch-> Unternehmensfinanzierung, Corporate Finance
Klassischerweise wird unterschieden:
- Eigenfinanzierung
- Beteiligungsfinanzierung: Zufuhr von Eigenkapital durch die Eigentümer in Form von Bar- und Sacheinlagen;
- Selbstfinanzierung (Überschussfinanzierung): Zurückbehaltung des Gewinnes;
- Fremdfinanzierung: Finanzerung durch Fremdkapital insbes. Kreditkapital;
Die moderne Theorie unterscheidet:
- Außenfinanzierung
- Eigenfinanzierung (Beteiligungsfinanzierung)
- Fremdfinanzierung (Kreditfinanzierung)
- Subventionsfinanzierung
- Innenfinanzierung
- aus dem Umsatzprozess heraus (Überschussfinanzierung)
- Finanzierung aus Gewinnen (Selbstfinanzierung)
- Finanzierung aus Rückstellungen
- Finanzierung aus Abschreibungen
- aus Vermögensumschichtungen außerhalb des normalen Umsatzprozesses
- Kapitalfreisetzung im Anlagevermögen
- Kapitalfreisetzung im Umlaufvermögen
- aus dem Umsatzprozess heraus (Überschussfinanzierung)
Literatur
Fachliteratur
- Lechner ua (2010)
siehe auch -> Liste der verwendeten Gesetze und Erlässe, Liste der verwendeten Literatur, Liste der verwendeten Abkürzungen und Symbole,
Weblinks
- Eigenkapital bei Wikipedia, abgefragt: 6.7.2019
- Finanzierung bei Wikipedia, abgefragt: 6.7.2019
- Fremdkapital bei Wikipedia, abgefragt: 6.7.2019
- Kapital bei Wikipedia, abgefragt: 6.7.2019
- Mezzanine-Kapital bei Wikipedia, abgefragt: 6.7.2019
- Unternehmensfinanzierung bei Wikipedia, abgefragt: 6.7.2019
Einzelnachweise
- ↑ wirtschaftslexikon.gabler.de, Stichwort: Kapital, abgefragt 6.7.2019
- ↑ Lechner ua (2010), S. 602
- ↑ Zu den Begriffen vgl. Lechner ua (2010), S. 231 ff
- ↑ Zur Abgrenzung im Jahresabschluss vgl. IDW HFA 1/1994
- ↑ Vgl. IDW RS HFA 7 (2012), Rz. 13.
- ↑ Vgl. IDW RS HFA 7 (2012), Rz. 14, aA Ihlau ua (2013), S. 132
- ↑ Essler ua (2005)
- ↑ Wikipedia, Stichwort: Fremdkapital, abgefragt 6.7.2019
- ↑ Wikipedia, Stichwort: Finanzierung, abgefragt 6.7.2019