Vermögen

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Vermögen (engl. assets) ist in den Wirtschaftswissenschaften der in Geld ausgedrückte Wert aller Güter, die im (wirtschaftlichen) Eigentum einer Wirtschaftseinheit (dem Bewertungsobjekt) stehen.[1]

siehe auch-> Vermögen (Begriff)

Bedeutung

Das Vermögen wird auf der Aktivseite (Sollseite) der Bilanz dargestellt. Ihre Zusammensetzung wird in der Vermögensstruktur untersucht. Das Vermögen ist langfristig gebunden, seine Änderung fließt in die Cash-Flow-Rechnung ein.

Gut

Hauptartikel-> Gut

siehe auch-> Rechtsobjekt

Allgemein nennt der Mensch jedes Ding ein Gut, welches für ihn Wert hat.[2] [3] In der Volkswirtschaft sind Güter alle Mittel, die der Bedürfnisbefriedigung dienen.[4]

Während im Steuerrecht von Wirtschaftsgütern gesprochen wird, knüpft das Unternehmensrecht an den Begriff des Vermögensgegenstandes an. Ungeachtet der abweichenden Bezeichnungen stimmen die steuerlichen und unternehmensrechtlichen Begriffe überein.[5] Im Zivilrecht spricht man von Sachen.[6]

Wirtschaftsgut

Wirtschaftsgüter sind alle im wirtschaftlichen Verkehr nach der Verkehrsauffassung selbständig bewertbaren Güter jeder Art, und zwar nicht nur körperliche Gegenstände, sondern auch rechtliche und tatsächliche Zustände.[7]

Selbständige Bewertungsfähigkeit wird dann angenommen, wenn für ein Gut im Rahmen des Gesamtkaufpreises des Unternehmens ein besonderes Entgelt angesetzt wird. Es kommt nicht darauf an, ob auch nach Zivilrecht ein selbständiges Gut vorliegt.[8]

Vermögensgegenstand

Vermögensgegenstände: Der Begriff des § 196 UGB[1] umfasst jedenfalls solche Gegenstände, welche nach der Verkehrsauffassung einen selbständigen Wert darstellen und verwertbar sind. Es können in einer weiteren Auslegung auch jene Gegenstände dazu gezählt werden, die gemeinsam mit dem Betrieb veräußert werden können.[9]

siehe auch-> Vermögen (Begriff)

Vermögenswert

Ein Vermögenswert ist eine Ressource, die vom Unternehmen als Resultat vergangener Ereignisse beherrscht wird und von der erwartet wird, dass dem Unternehmen aus ihr künftiger wirtschaftlicher Nutzen zufließen wird.[10]

In der IFRS-Bilanzierung ist der Vermögenswert der maßgebliche Begriff.

Arten

Im Steuerrecht unterscheidet man folgende Arten von Wirtschaftsgütern:[11]

Körperlichkeit

Das Unternehmensrecht unterscheidet materielle und immaterielle Vermögensgegenstände[13], das Steuerrecht körperliche und unkörperiche Wirtschaftsgüter[14]. Die Begriffe immateriell und unkörperlich decken sich nicht.[15]

Als köperlich im Rechtssinne ist zunächst das anzusehen, was mit den menschlichen Sinnen erfasst werden kann, dh was angefriffen, gesehen, gehört oder gefühlt werden kann.[16]

Bedeutung liegt im Aktivierungsverbot von hergestellten immaterielle Vermögensgegenstände in § 197 Abs. 2 UGB [2] bzw. unkörperiche Wirtschaftsgütern in § 4 Abs. 1 EStG [3].

In der internationalen Rechnungslegung spricht man von tangible und intangible assets.

Abnutzbarkeit

Das Bilanzsteuerrecht unterscheidet abnutzbare und nicht abnutzbare Wirtschaftsgüter (Vermögensgegenstände).[17] Die Unterscheidung betrifft nur das Anlagevermögen.

Nichtabnutzbare Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens sind solche, die keinem Wertverzehr unterliegen.[18] Abnutzbare Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens sind solche, die einem regelmäßigen Wertverzehr unterliegen. [19]

Wertverzehr:

  • technische,
  • rechtliche (Zeitablauf),
  • wirtschaftliche oder
  • zeitliche Gründe.

Recht

siehe auch-> Recht (Begriff), Bewertung immaterielles Vermögen, Immaterielles Vermögen

Rechte stellen konkrete rechtliche Befugnise oder Ansprüche einer Person dar (subjektive Rechte). Diese sind als immaterielle Vermögensgegenstände aktivierungsfähig. Dabei ist das Aktivierungsverbot von hergestellten immaterielle Vermögensgegenständen zu beachten. Weiters ist bei höchstpersönlichen Rechten zu überprüfen, ob diese übertragbar sind und somit ein Vermögensgegenstand vorliegt. Beim steuerlichen Wirtschaftsgut ist das nicht relevant.

Der bilanzielle Ausweis erfolgt auf der Aktivseite unter A.1. soweit es sich um Anlagevermögen handelt, ansonsten in B.2.

Bilanzierungshilfe

Von Bilanzierungshilfen spricht man in den Fällen, in denen die Bilanzierungsfähigkeit mangels Erfüllung der Bilanzierungskriterien nicht gegeben ist, in denen das Gesetz aber tzotzem eine Bilnzierungsmöglichkeit zuläßt.[20]

Kennzeichen der aktiven Bilanzierungshilfen ist die Aufwandsminderung durch Aktivierung. Passive Bilanzierungshilfen haben keine praktische Bedeutung. [22]

Bilanzierungsfähigkeit

siehe auch-> Aktivierung / Passivierung

Unter der Bilanzierungsfähigkeit versteht man im Bilanzrecht die Fähigkeit von Vermögensgegenständen oder Verbindlichkeiten, auf der Aktiv- oder Passivseite in die Bilanz als Bilanzposition aufgenommen (angesetzt) werden zu können.[23]

Dabei ist zu unterscheiden zwischen

  • Aktivierungsfähigkeit
  • Passivierungsfähigkeit

Bei der Prüfung der Bilanzierungsfähigkeit ist zwischen abstrakter und konkreter Bilanzierungsfähigkeit zu unterscheiden, wobei Aktivierungs- und Passivierungsverbote sowie Bilanzierungswahlrechte zu beachten sind.[24] Bilanzierungswahlrechte bringen die Bilanzpolitik zum Ausdruck.

Ein Aktivierungsverbot besteht für [25]

  • Gründungsaufwendungen und Aufwendungen für die Eigenbeschaffung
  • selbst hergestellte immaterielle Gegenstände des Anlagevermögens

§ 203 UGB enthält Aktivierungswahlrechte für die Herstellungskosten: Aufwendungen für Sozialeinrichtugnen und für Fremdkapitalzinsen, nicht jedoch für die Kosten der allgemeine Verwaltung.

Besteht kein Bilanzierungsverbot bzw. -wahlrecht, gilt ein Bilanzierungsgebot (-pflicht).

Bedeutung für Unternehmensbewertung

Wird der Substanzwert auf Basis des bilanzierungsfähigen Vermögens erstellt, spricht man von Teilreproduktionswert. Werden auch die nicht bilanzierungsfähige Vermögensgegenstände miteinbezogen von Vollreproduktionswert.

Bei Ermittlung des Liquidationswertes dürfen die nicht bilanzierten Vermögensgegenstände und Schulden nicht übersehen werden.

Bilanzpolitik

Bilanzpolitik (im weitesten Sinne) ist die willentliche und hinsichtlich der Unternehmensziele zweckorientierte Einflussnahme auf Form, Inhalt und Berichterstattung des handels- und steuerrechtlichen Jahresabschlusses im Rahmen der durch die Rechtsordnung gezogenen Grenzen anzusehen.[26]

Vermögen nach Betriebsnotwendigkeit

Nicht jedes Vermögen in der Bilanz ist für die Aufrechterhaltung des Betriebes erforderlich. Die Begriffe im Rechnungswesen und der Unternehmensbewertung unterscheiden sich inhaltlich.

Rechnungswesen Unternehmensbewertung
notwendiges Betriebsvermögen
gewillkürtes Betriebsvermögen
Privatvermögen
betriebsnotwendiges Vermögen
nicht betriebsnotwendiges Vermögen

Betriebsvermögen bezeichnet die Menge aller Vermögensgegenstände (Wirtschaftsgüter), die nach ihrer Art und nach ihrer Funktion in einem betrieblichen Zusammenhang stehen.[27] Steuerlich versteht man darunter das Reinvermögen des Betriebes, im Sinne des Eigenkapitals.[28]

Notwendiges Betriebsvermögen sind jene Wirtschaftsgüter, die objektiv erkennbar zum unmittelbaren Einsatz im Betrieb bestimmt sind und ihm auch tatsächlich dienen.[29] Das notwendige Betriebsvermögen darf nicht mit dem in der Unternehmensbewertung maßgeblichen betriebsnotwendigen Vermögen verwechselt werden.

Das gewillkürte Betriebsvermögen umfasst Wirtschaftsgüter, die weder notwendiges Privatvermögen noch notwendiges Betriebsvermögen darstellen, und durch die Aufnahme in die Bücher vom Steuerpflichtigen dem Betriebsvermögen zugeordnet wurden.[30] Das gewillkürte Betriebsvermögen stimmt nicht mit dem gesondert zu bewertenden nicht betriebsnotwendigen Vermögen überein.

Ein Wirtschaftsgut, das objektiv erkennbar privaten Zwecken dient oder objektiv erkennbar für private Zwecke bestimmt ist, stellt (notwendiges) Privatvermögen dar.[31]

Vermögen nach Bindung

Das Vermögen wird in der Bilanz nach seiner Bindung gegliedert:

Daneben gibt es noch:

Fristigkeit

siehe auch-> Fristigkeit

Nach der Fristigkeit wird das Vermögen wie folgt eingeteilt:[33]

  • kurzfristiges Vermögen: Bindungsdauer bis 1 Jahr,
  • mittelfristiges Vermögen[34]: Bindungsdauer 1 - 5 Jahre und
  • langfristiges Vermögen: Bindungsdauer über 5 Jahre).

Beim Vermögen sind neben dem Gesamtbetrag sind auszuweisen:[35]

  • Ausleihungen mit Laufzeit unter einem Jahr: im Anhang (§ 227 UGB)
  • Forderungen mit Laufzeit von mehr als einem Jahr: in Anhang oder Bilanz (§ 225 Abs. 3 UGB)

Besonders wenn von der Zusammenfassungsmöglichkeit des § 223 (6) Z. 2 Gebrauch gemacht wurde, kann es zweckmäßig sein, alle geforderten Angaben in einer gesonderten Aufstellung, dem Forderungsspiegel zusammenzufassen.

Anlagevermögen ist definitionsgemäß nicht kurzfristig, beim Umlaufvermögen ist zu differenzieren.

Gesamtvermögen

Das Gesamtvermögen entspricht der Summe des Anlage- und Umlaufvermögens.

Es ist deckungsgleich mit dem Gesamtkapital. Abweichungen von der Bilanzsumme können sich durch die aktive Rechnungsabgrenzung (ARA) bzw. den aktivierten Steuern ergeben.

siehe auch-> Vermögensstruktur, Jahresabschlussanalyse

Literatur

Gesetz

  • EStG
  • UGB

Erlässe

  • EStR (2000)

Fachliteratur

  • Egger u.a. (2010)
  • Hirschler (2019)
  • Lechner ua (2010)

siehe auch -> Liste der verwendeten Gesetze und Erlässe, Liste der verwendeten Literatur,

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wikipedia, Stichwort: Vermögen (Wirtschaft), abgefragt 11.7.2019
  2. Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage, Band 7, S. 946, abgefragt 16.11.2022.
  3. Zur Etymologie vgl. Wikipedia, Stichwort: Das Gute, abgefragt 16.11.2022.
  4. Wikipedia, Stichwort: Gut (Wirtschaftswissenschaft), abgefragt 16.11.2022.
  5. Vgl. Fritz-Schmied / Schuschnig in Hirschler (2019), § 196, Rz. 49.
  6. Vgl. § 285 ABGB.
  7. EStR 2000 Rz 452.
  8. EStR 2000 Rz 452.
  9. Vgl. Fritz-Schmied / Schuschnig in Hirschler (2019), § 196, Rz. 3.
  10. Lüdenbach (2010), S. 4 unter Verweis auf Rahmenkonzept R 49.
  11. Vgl. EStR 2000 Rz 454.
  12. Vermögensgegenstand ist immer ein Aktiva.
  13. Zur Abgrenzung vgl. Hirschler (2019), § 197, Rz. 20.
  14. Zum Begriff "Unkörperliches Wirtschaftsgut" vgl. EStR (2000), Rz. 624 ff.
  15. Hirschler (2019), § 197, Rz. 87.
  16. Hirschler (2019), § 197, Rz. 20.
  17. Vgl. EStR 2000 Rz. 454.
  18. Vgl. EStR 2000 Rz. 612.
  19. Vgl. EStR 2000 Rz. 613.
  20. Vgl. Heinhold (1987), S 69.
  21. Vgl. Dokalik / Hirschler (2015), S 28 f.
  22. Vgl. Heinhold (1987), S 71
  23. Wikipedia, Stichwort:Bilanzierungsfähigkeit, abgefragt 14.7.2019.
  24. Wikipedia, Stichwort:Bilanzierungsfähigkeit, abgefragt 14.7.2019.
  25. § 197 UGB.
  26. Bertl / Fraberger (2000).
  27. Wikipedia, Stichwort: Betriebsvermögen, abgefragt 28.12.2019]
  28. Vgl. EStR (2000), Rz. 449, dort mißverständlich "Saldo zwischen Aktiven und Passiven", dieser ist jedoch definitionsgemäß Null.
  29. EStR (2000), Rz. 471
  30. Vgl. EStR (2000), Rz. 589
  31. Vgl. EStR (2000), Rz. 602
  32. Bildung durch EU-GesRÄG 1996, bzw. das RÄG 2010 ausgeschlossen, Altbestände dürfen weiter abgeschrieben werden
  33. Auer (2004), S. 38
  34. Bei Jahresabschlussanalysen wird das mittelfristige Vermögen idR beim langfristigen Vermögen berücksichtigt
  35. Vgl. Lechner ua (2010), S. 665