Joint Venture

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Kurzinfo!

Ein Joint Venture [1] ist eine Kooperation zwischen rechtlich und wirtschaftlich voneinander unabhängigen Partnerunternehmen. Der Zusammenschluss kann zeitlich beschränkt sein. Unterschiedliche Rechtsformen kommen in Frage, meistens werden Kapitalgesellschaften (AG, GmbH wegen der beschränkten Haftung angewandt.[2]

IFRS 11.16 versteht darunter eine eine gemeinschaftliche Vereinbarung, bei der die Parteien, die die gemeinschaftliche Führung der Vereinbarung innehaben, Rechte am Nettovermögen der Vereinbarung besitzen. Diese Parteien werden als Partnerunternehmen bezeichnet.

Beim Contractual Joint Venture hingegen wird kein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, sondern es bestehen lediglich Vertragsbeziehungen, die Kosten-, Risiko- und Gewinnverteilung regeln. Sobald die Partner oder das Joint Venture und die Partner aus unterschiedlichen Staaten stammen, handelt es sich um ein internationales Joint Venture.[3]

  • Synonyme: Gemeinschaftsunternehmen

siehe auch-> Direktinvestition

Bedeutung

Der Begriff stammt aus der US-amerikanischen Rechtssprache und ist in die deutsche Sprache eingegangen. In Europa gibt es sie seit dem ersten Weltkrieg. Sie sind in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in Osteuropa und China verbreitet.[4]

Motive zur Gründung

Folgende Gründe sprechen für ein Joint Venture:

  • Staatlicher Zwang
Entwicklungs- und Schwellenländern fordern von ausländischen Investoren die Beteiligung von inländischen Partnern.
  • Wettbewerbsvorteile:
Durch Kooperationen sind Unternehmen in der Lage, schneller, ganzheitlicher und oft auch günstiger zu produzieren sowie qualitativere Leistungen anzubieten. Weil das Risiko einer Finanzierung geteilt ist, können die Beteiligten Vorhaben in ganz anderem Umfang umsetzen und auch eher riskante Unterfangen ausprobieren. Außerdem ergänzen sich die Partnerunternehmen in Sachen Know-how und Fähigkeiten.[5]
  • Strategischer Nutzen
Häufig erhoffen sich Unternehmen von einem Joint Venture Synergieeffekte. Diese können beispielsweise einen geringeren Einsatz eigener Ressourcen oder die Steigerung der Effizienz umfassen. Durch den Zusammenschluss verbessern oder festigen Unternehmen ihre Marktposition und schwächen Mitbewerber.

Vorteile und Nachteile von Joint Ventures [6]

  • Vorteile:
  • Joint Ventures verschaffen Unternehmen eine stärkere Position gegenüber Mitbewerbern und zusätzliche Handlungsmöglichkeiten.
  • Technologie- und Wissenstransfers beschleunigen den Fortschritt.
  • Durch die Diversifikation des eigenen Leistungsportfolios sichern Unternehmen sich ab und erreichen außerdem neue Zielgruppen.
  • Kosten und Ressourceneinsatz sinken, während die Effizienz sich erhöht.
  • Für die beteiligten Unternehmen besteht ein geringeres Risiko, besonders hinsichtlich finanzieller und wirtschaftlicher Fragen.
  • Durch Joint Ventures haben Unternehmen bessere Einstiegschancen in fremde Märkte und Branchen.
  • Nachteile:
  • Joint Ventures sind in vielen Fällen zeitlich begrenzt.
  • Weitergegebenes Know-how wird zum Nachteil, wenn der ehemalige Joint-Venture-Partner später als Konkurrent auftritt.
  • Da die beteiligten Unternehmen ihren eigenen Vorteil priorisieren, sind Joint Ventures häufig instabil.
  • Es entsteht ein hoher Koordinationsaufwand, um alle Beteiligten in Entscheidungen miteinzubeziehen.
  • Länder können mittels Transferstopp verhindern, dass Joint Ventures Gewinne an ausländische Unternehmen ausschütten und diese im schlimmsten Fall sogar enteignen.

Arten

Verschiedne Aufteilungen sind denkbar:[7]

  • Nach der Kapitalbeteiligung
  • Paritätische Joint Ventures: Alle Partner haben gleiche Kapitalanteile (zB 2 Partner mit je 50 %; daneben auch drei mit je 33,33 %)
  • Ungleiche Joint Ventures
  • Nach der Kooperationsrichtung
  • Horizontale Joint Ventures: Alle Partner stammen aus der gleichen Branche,
  • Vertikale Joint Ventures: Die Partner stammen aus verschiedenen Punkten einer Wertschöpfungskette (zB Autozulieferer-Autobauer-Autohändler),
  • Konzentrische Joint Ventures: Die Partner stammen aus verwandten Branchen (zB Taxiunternehmer-Schülertransport),
  • Konglomeraten Joint Ventures: Die Partner stammen aus komplett verschiedenen Branchen (zB Telefonanbieter und Anwaltskanzleien).

Rechtsfragen und Bilanzierung

Joint Venture Vertrag [8]

Sofern ein oder mehrere Unternehmen sich zusammenschließen (Business Venture), haben Sie ein gemeinsames Ziel vor Augen. All das wird in einem gemeinsamen Vertrag definiert und festgehalten. Neben den Zielen beinhaltet der Vertrag oftmals weitere Aspekte, wie:

  • Bestimmungen zur Aufteilung der erwirtschafteten Gewinne
  • Themen der gemeinsamen Entscheidungsfindung, Führung und Organisation von Geschäftsprozessen
  • Erklärung zur Handhabung neu erworbener oder erlangter Rechte, Patente und verwandter Güter

Beabsichtigen Sie mit Ihrem Unternehmen einen Joint Venture, sollten Sie sich zu diesen Punkten klar positionieren und weitere Aspekte ausarbeiten. Zu diesen gehören, beispielsweise:

  • Die Rechtsform
  • Ausarbeiten eines Unternehmenskonzeptes
  • Aufgabenverteilung (Führung & Management)
  • Umgang mit Gewinnen, Risiken oder auch Verlusten
  • Aufbau potenziell erforderlicher exekutiver Organe und Strukturen

Bilanzierung

Für die internationale Rechnungslegung eines Joint Ventures ist IAS 11 zu beachten.

Weblinks

Einzelnachweise