Rating

Aus Bewertungshilfe
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Unter Rating (besser: Bonitäts-, Kredit-Rating) versteht man die ordinal skalierte Einstufung der Bonität eines Wirtschaftssubjekts (Unternehmen, Staat oder Finanzinstruments). Die Einstufung wird in der Regel von einer Ratingagentur oder einem Kreditinstitut vorgenommen.

Allgemein ist ein Rating eine Methode zur Einstufung von Sachverhalten, Gegenständen oder Personen. Meist wird unter Rating das Ergebnis des Beurteilungsverfahrens verstanden.[1] Als Rating wird sowohl das Verfahren zur Ermittlung der Bonitätsstufe als auch dessen Ergebnis bezeichnet. Die Skala der vergebbaren Bonitätsnoten wird auch als Ratingskala, die vereinbarten Kürzel für die Bonitätsnoten als Ratingcode bezeichnet.[2]

Das Rating eines Unternehmens repräsentiert die Meinung über dessen Fähigkeit, seinen fälligen Zahlungsverpflichtungen stets vollständig und rechtzeitig nachzukommen. Diese Meinung ist eine Expertenmeinung, die von Ratingagenturen, Wirtschaftsauskunfteien und/oder Banken vertreten wird.[3]

Die Betrachtung im Rating erfolgt aus Gläubigersicht, dies liefert auch Hinweise für den Eigner des Unternehmens.

siehe auch-> Bonität

Bedeutung

Bedeutung Rating:

Insolvenzgefahr

siehe auch-> Insolvenz, Risikofrei

Das Rating stellt einen Maßstab der Insolvenzgefahr dar. Operativ messbar wird dies durch die Ausfallswahrscheinlichkeit.

Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default, PD) ist die Wahrscheinlichkeit, dass zukünftige Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt werden können, bzw es zu einer Überschuldung kommt.

Tabelle Insolvenzwahrscheinlichkeit und Rating:[4]

Rating PD Rating PD
AAA/AA < 0,02% BB+ < 1,37%
AA- < 0,03% BB+ < 1,37%
A+ < 0,06% BB- < 3,61%
A < 0,10% B+ < 4,95%
A- < 0,15% B < 6,64%
BBB+ < 0,28% B- < 11,35%
BBB < 0,48% CCC > 11,35%
BBB- < 0,78%

Einbringlichkeit von Forderungen

Ein Rating der Debitoren kann zur Überprüfung der Einbringlichkeit von Forderungen vorgenommen werden. Zumeist stehen die erforderlichen Informationen dem Kreditor jedoch nicht zur Verfügung (anders bei Banken).

Kreditaufschlag (Credit Spread)

Durch ein erhöhtes Ausfallsrisiko verlangen Kreditgeber eine erhöhte Risikoprämie (Credit Spread). Der Credit Spread{ XE "Credit Spread" } stellt die Risikoprämie für das vom Fremdkapitalgeber über-nommene Ausfallsrisiko dar.[5]

Formel Kreditaufschlag (Credit Spread): [6]

[math] CS = r_{FK} - i_r [/math]

[math]CS[/math] Credit Spread
[math]i_r [/math] Risikoloser Zinssatz
[math]r_{FK}[/math] Fremdkapitalkosten (Renditeforderung Fremdkapitalgeber)

Bedeutung Unternehmensbewertung

Die Insolvenzgefahr hat Auswirkung auf die Ertragsseite (ab Eintritt Insolvenz nur Veräußerungsgewinn) und die Diskontierung (Kapitalstrukturrisiko). Die Berücksichtigung der Insolvenzgefahr ist in KFS/BW1 E6 (2017) geregelt.

Je größer der Verschuldungsgrad des Unternehmens ist, umso höher ist das Kapitalstrukturrisiko.[7]15 Das Kapitalstrukturrisiko findet seinen Ausdruck im levered Beta-Faktor.[8]

Der Fremdkapital-Beta-Faktor (Debt Beta) ergibt sich aus dem Credit Spread. Die Notwendigkeit zur Berücksichtigung ist in KFS/BW1 E3 (2021) geregelt.[9]

Das Rating kann auch für die Ermittlung eines risikoadäquaten Eigenkapitalzinssatzes verwendet werden ohne auf Kapitalmarkttheorien zurückgreifen zu müssen.[10]

Ermittlung

Ratings lassen sich ermitteln durch:

Kennzahlensysteme

Hauptartikel-> Kennzahlensystem

siehe auch-> Bonitätssystem

Ein Kennzahlensystem im Allgemeinen ist eine geordnete Gesamtheit von Kennzahlen, die in einer Beziehung zueinander stehen und so als Gesamtheit über einen Sachverhalt vollständig informieren.[11]

Bonitätssysteme sind eine spezielle Art von Kennzahlensystem, die Auskunft über die Bonität eines Unternehmens gibt.

Rating Software

Rating-Software (z.B. der Strategienavigator) basiert auf verschiedenen Kennzahlen die unterschiedlich gewichtet werden sowie der Branchenratings, den Bankbeziehungen.

Expertensysteme (Externe Ratings)

siehe auch-> Ratingagentur

Zum einen werden Ratings durch Banken erstellt (Basel IV), vor allem durch Ratingagenturen.[12] Diese benutzen verschiedene aber vergleichbare Ratingcodes (Ratingsysteme).

Neben den unternehmensinternen Daten werden weitere Geschäfts- und Finanzrisiken (insbesondere auch Softfacts) berücksichtigt.

Simulation

Hauptartikel-> Monte-Carlo-Simulation

Die Monte-Carlo-Simulation ist ein Verfahren aus der Stochastik, bei dem eine sehr große Zahl gleichartiger Zufallsexperimente die Basis darstellt. Es wird dabei versucht, mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitstheorie analytisch nicht oder nur aufwendig lösbare Probleme numerisch zu lösen. Als Grundlage ist vor allem das Gesetz der großen Zahlen zu sehen.[13]

Literatur

Fachliteratur

  • Ghirardini (2013);
  • Gleißner (2011);
  • Gleißner / Füser (2014);
  • Schmidt /Obermüller (2014)
  • Varnholt / Hoberg (2014);

Unterlage(n)

  • Hager: "Ermittlung und Bedeutung von Ratings", Datei:Rating.pdf, Stand Okt. 2022;

siehe auch -> Liste der verwendeten Literatur, Liste der verwendeten Abkürzungen und Symbole, Liste der verwendeten Formeln

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. wirtschaftslexikon.gabler.de, Stichwort: Credit Rating, abgefragt 7.9.2022.
  2. Wikipedia, Stichwort: Rating, abgefragt 7.9.2022.
  3. Aschauer / Purtscher (2011), S. 209.
  4. Aus Gleißner / Füser (2014), S 224.
  5. Vgl. Dörschell u.a. (2012), S. 205.
  6. Aus Dörschell u.a. (2012), S. 205.
  7. Aschauer / Purtscher (2011), S. 185.
  8. Vgl. Bachl (2018), S. 47.
  9. Details siehe Bachl (2018), S. 49.
  10. Berechnung vgl. Gleißner (2011), S. 306.
  11. Controlling-Portal.de, Stichwort: Kennzahlen-Systeme, abgefragt 10.9.2022.
  12. Vgl. Wikipedia, Stichwort: Ratingagentur, abgefragt 7.9.2022.
  13. Wikipedia, Stichwort: Monte-Carlo-Simulation, abgefragt 7.9.2022.